Liebe Mitglieder,
sehr geehrte Damen und Herren,

Lesen Sie das Statement von Herrn Dr. Wenzel, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie,zu den beiden Veröffentlichungen auf der Website „Welt.de“ des Axel Springer Verlags zu 
„Irreführende Versprechen der Nahrungsergänzungsmittel“ vom 01.05.2018 und zu  
„Vitamin D boomt. Zu Recht?“ , vom 08.05.2018

„Als Arzt (mit viel Erfahrung bei Vitaminen, Mineralstoffen und NEM) möchte ich folgende Information ergänzen:

Die bekannteste, größte und wichtigste deutsche Medizin-Universität, die Charité in Berlin, hat nicht nur 2011 die obige Information zum Vitamin D gegeben, sondern veranstaltet seit 2012 jedes Jahr einen internationalen Kongress zum Vitamin D. Im Prinzip wird Vitamin D zu oft unterschätzt – und auf Kosten der gesetzlichen Krankenkasse darf Vitamin D im Labor (zu etwa 25 Euro) bestimmt oder (Jahresbedarf kostet etwa 30 Euro) verordnet werden erst wenn es durch Osteoporose zum 1.Knochenbruch gekommen ist. Müssen jetzt bekannte Krankheiten erst durch ihre Komplikationen „geadelt“ werden, bevor man sie als Arzt berücksichtigen darf? Wer gut mit Vitamin D versorgt ist hat etwa 30% weniger von den meisten Krebssorten (Brust-, Magen-, Unterleib- Brust und Prostata-Krebs) – da wird etwa für Brustkrebsvorsorge mit Mammographie wesentlich mehr Aufwand betrieben. Dabei weiß man: wenn man 1000 Frau 20 Jahre lang regelmäßig zur Mammographie schickt, erspart man 1 Frau den „unnötigen“ Tod durch Brustkrebs.

Aber welcher Arzt hat die Zeit, sich um solche Dinge zu kümmern, zumal er dann mehr Zeit zur Patienteninformation benötigt und bei Vitamin-D-Labor oder Verschreibung Ärger mit der Krankenkasse bekommen kann.

Durch das Internet wissen inzwischen auch viele Laien von der Bedeutung von Vitamin D (und anderen Vitaminen, Mineralstoffen…), hören aber von den zeitlich meist überlasteten Ärzten, man solle sich gesund ernähren und alles andere sei nur teurer Urin. Auch gibt es immer wieder – insbesondere auch für Ärzte – Informationen oder Studien zu angeblicher Wirkungslosigkeit oder Nebenwirkungen von Vitaminen…. Wenn man dann ohne Arzt zum Heilpraktiker geht oder auf eigene Faust Vitamin D besorgen will, wird es schwierig, weil die sinnvollen Dosierungen (etwa Dekristol 20.000 mit 1 Kapsel pro Woche) verschreibungspflichtig sind – oder man muß sich Präparate im Ausland oder über Internet besorgen. Unsere Überwachungsbehörden fischen schnell Präparate heraus wegen Mängeln auch im Text – etwa dass bestimmte Aussagen nur für ein Medikament zulässig wären und dann ein „Medikament ohne Zulassung“ zu erheblichen Konsequenzen für Hersteller wie Vertreiber (egal ob Supermarkt oder Apotheke) führt. Vitamin-Shops wie in USA, England oder Holland sind bei uns undenkbar! Auf einer Fortbildung hieß es einmal: „Unsere Behörden schützen uns eher vor Vitaminen als vor Gammelfleisch“ (denn auf dem Etikett etwas bemängeln  macht viel weniger Mühe als Gammelfleisch an oft versteckten Orten aufzuspüren). Selbst ein Stoff wie Melatonin, den man in Holland im Vitamin-Shop in mehreren Dosisstärken bekommen kann, würde bei uns als Nahrungsergänzung sofort aus dem Verkehr gezogen, weil es auch Länder gibt, wo es Melatonin als Medikament gibt – also wird für Überwachungsbehörden Melatonin bei uns sicherheitshalber als Medikament eingestuft und sein inländischer Verkauf sanktioniert.

Auch der interessierte Laie hat also Probleme, sinnvoll an manche Nahrungsergänzungsmittel zu kommen. Eine gute Vitamin-D-Versorgung ist aber auch in anderen Bereichen (etwa bei Autoimmunerkrankungen wie MS) von Vorteil.

mit freundlichen Grüßen            
Dr. Wenzel“